Vogelgrippe und Geflügelpest aktuell: Auf Menschen übertragbar? Die Geflügelpest, umgangssprachlich auch als Vogelgrippe bekannt, bleibt eine konstante Bedrohung für Geflügelbestände weltweit. In Europa und Nordamerika zirkuliert derzeit vornehmlich der hochpathogene aviäre Influenza-Virus vom Subtyp H5N1. Das Friedrich-Loeffler-Institut, das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, verzeichnet eine anhaltend hohe Aktivität in Wildvogelpopulationen, was ein permanentes Eintragsrisiko in Nutzgeflügelbestände bedeutet. Weiterlesen: Winterzeit Oktober 2025: Das ist NEU bei der Zeitumstellung in Deutschland!
Ausbrüche in kommerziellen Hühner- und Putenhaltungen sowie bei privaten Kleinsthaltern führen nach wie vor zu umfangreichen Keulungsmaßnahmen, um die Weiterverbreitung einzudämmen.
Übertragbarkeit auf den Menschen: Ein seltenes, aber ernstes Ereignis
Die Situation ist insbesondere in Regionen mit hohen Wildvogeldichten und vielen Gewässern, die als Rastplätze dienen, angespannt. Die strikten Biosicherheitsmaßnahmen in landwirtschaftlichen Betrieben wurden daher nochmals verschärft.
Die zentrale Frage der öffentlichen Gesundheit lautet: Ist die aktuelle Vogelgrippe auf den Menschen übertragbar? Die Antwort ist komplex. Grundsätzlich sind Influenzaviren, die in Tieren zirkulieren, für den Menschen nur schwer übertragbar.
Eine direkte Ansteckung von Tier zu Mensch ist in Einzelfällen jedoch möglich und wurde dokumentiert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verzeichnete in den letzten Jahren vereinzelte humane Infektionen mit H5N1, meist nach intensivem und direktem Kontakt mit infizierten Vögeln oder deren kontaminierten Sekreten.
Diese Übertragungen gelten als „dead-end“-Infektionen, da sie in der Regel nicht von Mensch zu Mensch weitergegeben werden. Das Virus hat seine Fähigkeit, sich effizient zwischen Menschen zu verbreiten, glücklicherweise noch nicht erworben. Die Einstufung des Risikos für die Allgemeinbevölkerung durch Behörden wie das Robert Koch-Institut und das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) bleibt daher weiterhin als „gering“.
Der globale Kontext: Neue Entwicklungen und Besorgnis
Eine besorgniserregende Entwicklung hat sich in den letzten Monaten außerhalb Europas abgezeichnet. In den Vereinigten Staaten wurde der H5N1-Erreger in Milchkuhherden nachgewiesen, was eine neue und unerwartete Dimension darstellt.
Noch alarmierender ist der Nachweis von Infektionen bei Personen, die engen Kontakt zu diesen erkrankten Rindern hatten. Die Symptome bei den betroffenen Personen waren glücklicherweise mild und beschränkten sich laut US-Gesundheitsbehörde CDC auf eine Bindehautentzündung.
Diese Ereignisse zeigen, dass das Virus neue Wirte infizieren und sich in Säugetierpopulationen weiter anpassen kann. Dies wird von Virologen sehr genau beobachtet, da jede solche Anpassung das Potenzial birgt, die Eigenschaften des Virus zu verändern. Eine Übertragung durch pasteurisierte Milchprodukte wird jedoch nach aktuellem Wissensstand als ausgeschlossen betrachtet, da der Pasteurisierungsprozess die Viren zuverlässig abtötet.
Risikobewertung für Deutschland und Europa
Für die Bevölkerung in Deutschland und Europa ist das Risiko, sich mit der Vogelgrippe zu infizieren, nach wie vor extrem niedrig.
Die größte Gefahr tragen bestimmte Berufsgruppen, die in direktem Kontakt mit Vögeln stehen. Dazu zählen Geflügelhalter, Tierärzte, Jagdausübende und Personen, die in der Wildvogelüberwachung tätig sind.
Für diese Gruppen gelten spezielle Schutz- und Überwachungsempfehlungen, wie das Tragen von Schutzkleidung, Handschuhen und Atemmasken bei Kontakt mit potenziell infizierten Tieren. Für die breite Öffentlichkeit besteht keine unmittelbare Gefahr. Der Verzehr von ordnungsgemäß durchgegartem Geflügelfleisch und Eiern ist nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) vollkommen unbedenklich, da das Virus durch Hitze abgetötet wird.
Vorbereitung und Langzeitperspektive
Die internationale Gemeinschaft bleibt wachsam. Die kontinuierliche Überwachung des Virus in Wildvögeln und Nutztierbeständen ist von entscheidender Bedeutung, um gefährliche Mutationen frühzeitig zu erkennen.
Forschungseinrichtungen arbeiten intensiv an der Entwicklung von Impfstoffen, die im Falle einer pandemischen Entwicklung des Virus eingesetzt werden könnten. Gleichzeitig werden die nationalen Pandemiepläne regelmäßig überprüft und an die neuesten Erkenntnisse angepasst.
Die aktuelle Situation unterstreicht die Notwendigkeit des One-Health-Ansatzes, der die Gesundheit von Menschen, Tieren und der Umwelt als untrennbar verbunden betrachtet. Solange das Virus nicht die Fähigkeit erwirbt, sich leicht von Mensch zu Mensch zu verbreiten, ist die Wahrscheinlichkeit einer größeren Ausbruchswelle in der menschlichen Population gering. Die Behörden appellieren dennoch an die Vernunft der Bevölkerung: Tot oder krank aufgefundene Wildvögel sollten niemals angefasst werden, sondern sollten den lokalen Veterinär- oder Ordnungsbehörden gemeldet werden.


